Interview mit Rene Binder: „Ich habe mit dem Formelsport noch nicht abgeschlossen!“

Österreichs einziger offizieller GP2 Pilot, Rene Binder, hätte in der 2014 Saison so gerne um die begehrten Spitzenplätze gekämpft, doch es sollte einfach nicht sein. Trotz eines vielversprechenden Starts in die Saison, stoppten letzlich eine fragwürdige Strafe beim Rennen in Barcelona sowie eine hartnäckige Pechserie seinen anfangs guten „Flow“. Auch wenn er längst ein freundschaftliches Verhältnis zu seinem Team Arden International aufgebaut hatte, fühlte er sich ausgebrannt und erleichtert, als die frustrierende Saison in Abu Dhabi endlich zu Ende ging. Doch, eher als erwartet, bei den anschließenden „Post Season Tests“ auf dem Yas Marina Circuit gewann der 22jährige wieder sein altes Selbstvertrauen zurück und untermauerte dies mit der fünftschnellsten Zeit am zweiten Tag für Trident Motorsport…

Frage: Rene, wie würdest Du Deine Gefühlslage beschreiben? Eher enttäuscht über die Saison oder doch zufrieden nach einer starken Leistung bei den offiziellen Nach-Saison-Testfahrten in Abu Dhabi?

Rene B.: „Um ehrlich zu sein, beides. Es war sehr frustrierend, dass wir nach unserem tollen Start in die Saison in Bahrain und der soliden Performance in Barcelona keine Punkte sammeln konnten. Ich denke, wir hatten da und dort unsere Chancen, aber konnten sie einfach nicht nutzen. Über den Winter möchte ich noch einmal genau analysieren, warum wir unseren guten Lauf nicht fortsetzen konnten. Aber während den Testfahrten habe ich ein besseres Gefühl dafür bekommen, was ich vom Auto her brauche und wie ich das Maximum aus den Reifen herausholen kann.“

Frage: Du bist die fünftschnellste Zeit am zweiten Tag für Trident Motorspor und die achtschnellste Runde für Hilmer am Nachmittag des Finaltages gefahren….

Rene B.: „Das Feedback beider Teams war sehr positiv und es sieht so aus, als hätte ich meinen Marktwert wieder etwas steigern können (lacht). Ich weiß, dass ich es besser kann als es 2014 ausgesehen hat, und das muss ich 2015 beweisen.“

Frage: Das heißt, Du denkst über eine dritte Saison in der GP2 nach?

Rene B.: „Wieso nicht? Ich fühle nach wie vor, dass ich mich als Fahrer noch weiterentwickeln und zeigen kann, dass ich im professionellen Rennsport eine Zukunft habe. Für mich ist das Kapitel Formelsport noch lange nicht abgeschlossen und es scheint für mich auch ein paar interessante Optionen zu geben.“

Frage: Wie hast Du Dich in den vergangenen zwei Jahren in der Formel 1 Nachwuchsserie verändert?

Rene B.: „Es war auf jeden Fall ein riesiger Schritt direkt aus der Deutschen Formel 3 Meisterschaft aufzusteigen, aber ich habe die Entscheidung nie bereut. Die GP2 ist nicht unbedingt mehr eine reine Nachwuchsserie. Es gibt einige extrem erfahrene Jungs und auch eine Handvoll Formel1 Ersatzfahrer. Du kannst jedenfalls sicher davon ausgehen, dass Palmer und Vandoorne zu den schnellsten Fahrern der Welt gehören.“

Frage: Du hattest genug Zeit um diese Jungs zu studieren. Was ist deren Erfolgsgeheimnis?

Rene B.: „Die perfekte Vorbereitung. Jolyon (Palmer) gewann die Meisterschaft in seinem vierten Jahr, aber seine Leistungskurve in dieser Saison war absolut beeindruckend. Ich weiß, dass er sehr hart an seinem Fahrstil gearbeitet hat, also ist er irgendwo auch als Vorbild geeignet. Vandoorne als Rookie war der Mann, den es im letzten Teil der Saison zu schlagen galt, vor allem im Qualifying. Als McLaren Juniorfahrer war er perfekt vorbereitet und verstand es besser als jeder andere, wie man mit den Reifen umgeht. Wir müssen realistisch bleiben, aber ich habe definitiv ein besseres Gefühl für ein paar Details, die den Unterschied machen.“

Danke für das Gespräch!